Bonndorf Bad Boll
Die Wutachschlucht galt einst als das forellenreichste Gewässer des Hochschwarzwaldes. Deshalb, aber auch wegen der Gesundheit kamen noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahllose Naturliebhaber in das ehemalige Bad Boll bei Bonndorf im Landkreis Waldshut (Hochschwarzwald). Von diesem Bade- und Erholungsort zeugt heute nur noch eine kleine, dem Verfall preisgegebene Kapelle. Unweit davon tritt eine Heilquelle zutage. Ihr mineralhaltiges Wasser wurde schon früh von den Menschen als Heilwasser gegen Hauterkrankungen genutzt. Auch bei Brustleiden, Rheumatismen, Neuralgien und Nervenkrankheiten wurde das Wasser eingesetzt.
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Bad Boll in der Wutachschlucht bei Bonndorf
Die Anfänge von Bad Boll blieben bis in unsere Tage verborgen. Aber schon im 16. Jahrhundert nutzten die Grafen der nahegelegenen Herrschaft Tannegg die Heilquellen wirtschaftlich. 1840 errichtete dann der damalige Besitzer Anton Kromer das Badehaus. Es war die Zeit des aufkommenden Tourismus, die dem winzigen Badeort einen kometenhaften Aufstieg bescherte. Schon 1852 wurden mehr als 900 Badekuren verabreicht – für die damalige Zeit eine stolze Leistung.
Die eigentliche Glanzzeit dauerte von 1887 bis 1914. Damals eröffnete die Höllentalbahn; wohl diesen Umstand nutzend erwarb der Freiburger Oberbürgermeister Karl Schuster Bad Boll, um es zu einem Kurbetrieb für gediegene Ansprüche auszubauen. Ein stattliches Kurhaus mit Wirtschaftstrakt, ein Kurpark mit zwei kleinen Seen und ein Badehaus mit vielen Arten von Bädern entstanden. Strom wurde durch Wasserkraft in einem eigenen Turbinenhaus produziert, über Telegrafen war Bad Boll sogar mit der ganzen Welt verbunden.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis reisende Touristen Bad Boll auch als hervorragender Ausflugsort für Angler entdeckten. 1894 kaufte der “Bad Boll Fishing Club-Limited London” das große Anwesen, da es für englische Sportangler ideale Voraussetzungen bot. Sie bauten die ersten Stege durch die Wutachschlucht, um die Wildnis für Wanderer, Angler und Spaziergänger begehbar zu machen. Auf romantischen Wegen konnten Kurgäste im Schein von Lampions des Nachts zu den Wasserfällen flanieren.
Mit den Wirren des Ersten Weltkrieges kam der Betrieb zum Erliegen. Bad Boll wurde an einen Hotelpächter verkauft und diente schließlich von 1918 bis 1960 als Tagungsstätte. Ab 1972 wurde eine Klinik eingerichtet, bis 1975 das Kurhaus abbrannte, worauf das Land Baden-Württemberg sie kaufte und die Gebäude nach und nach abtragen ließ.
Trotz Protesten insbesondere von der Nachbargemeinde Löffingen wurden die restlichen Gebäude schließlich 1991 abgetragen. Der damalige Bürgermeister Löffingens, Dr. Dieter Mellert, sicherte sich jedoch in einer Nacht- und Nebelaktion den ehemaligen Kiosk Bad Bolls und holte ihn in Einzelteilen zerlegt nach Löffingen. In Bad Boll erinnern heute nur noch einige Alleebäume an die Kursiedlung – und die zerfallene Kapelle.
Aus Samuel Pletscher “Der Kurort Bad Boll”, 1879: Nachdem Pletscher eine Fischzuchtanstalt bei Tannegg (Ruine bei Bad Boll) erwähnt hat, schreibt er folgendes: “Die Wutach beherbergt in der Nähe der Anstalt hauptsächlich Forellen und Äschen, wenig Weissfische und gar keine Hechte. Weiter aufwärts verlieren sich auch die Äschen; von Dietfurt an findet man nur noch Forellen in der Obern Wutach. Dagegen zeigen sich in der Gegend von Achdorf ziemlich viel Weissfische und andere gemeinere Fischsorten. Zur Laichzeit steigen mitunter auch Lachse die Wutach aufwärts. So wurden kürzlich bei Oberlauchringen Prachtexemplare von Lachsen gefangen. Der seiner Zeit gemachte Fund eines grossen Angels aus Bronze in der Wutach weist darauf hin, dass schon vor alter Zeit, vielleicht von den Römern, der Lachsfang hier betrieben worden ist.”
Zugang. Entweder von Löffingen-Göschweiler aus, Fahrt in die Wutachschlucht und dort Richtung Bonndorf, ca. 1 km nach der “Schattenmühle” links zum Waldparkplatz, von dort etwa 30 Minuten auf gutem Waldweg zu Fuß. Oder Weiterfahrt bis zum Bonndorfer Ortsteil Boll, dort ab Parkplatz zu Fuß etwa 15 Minuten den Waldweg hinab und an der Ruine Tannegg vorbei.
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