Schönau Geschichte
Eindrucksvoll ist die Geschichte der Stadt Schönau im Wiesental. Mit Beginn des 12. Jahrhunderts hatten sich einige Herrengeschlechter in den Besitz größerer Grundstücke im oberen Wiesental gesetzt. Diese waren Selinger von Granichun und Holistein, Adilgonz von Werra, Werinher von Waldeko und Eberhard von Eystätt.
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Deren Erben schenkten ihre Besitztümer nach und nach dem Kloster St. Blasien und wurden selbst zu Mönchen. In der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts fällt die Begründung der ersten Bergwerke und durch die von St. Blasien vorangetriebenen Rodungen wuchs die Bevölkerung des oberen Wiesentals an.
Zwei Stätten der Kultur haben zur Urbarmachung unseres Tales besonders mitgewirkt die beiden Klöster St. Trudpert und St. Blasien. Durch die Vergaben der Jahre 1112 und 1113 war das Kloster St. Blasien zum Vogt über das Schönauer Tal geworden. In den Jahren 1158 -1164 erbaute das Kloster St. Blasien die erste Kirche in Schönau. Bis dahin gingen die Schönauer freiwillig nach Tegernau, um dort den Gottesdienst zu besuchen.
Im Gebiet der heutigen Fröhnd und im Tale Schönau war ein Gemenge des vogteilichen Besitzes und nichtvogteilicher Teile. Habsburg, das hier Besitz erworben hatte, schuf Ordnung und legte alle unter St. Blasiens Vogtei liegenden Gebiete zusammen. Die Talvogtei oberes Wiesental wird urkundlich im 12. Jahrhundert genannt. Im Jahre 1288 wurde Todtnau pfarrlich von Schönau gelöst. Das Tal Schönau war somit in das Tal Todtnau und Schönau geteilt. Bis zum Ende der Talvogtei im Jahre 1809 hatten Schönau und Todtnau die gleichen Rechtsverhältnisse.
Nach dem Talbrief von 1321 gehörten Leib und Gut in den beiden Talvogteien dem Kloster St. Blasien. Der Abt war somit Leibherr und Grundherr. Da die Einwohner von Schönau und Todtnau freizügig waren, was ihnen auch von St. Blasien nie bestritten wurde, traf die Bezeichnung „Leibeigene“ für Schönau und Todtnau inhaltlich nicht zu. Die Abwehr gegen alle Freiheitsbeschränkungen führten die Schönauer mit Feuereifer. Im Jahre 1783 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben.
1599 brannte Schönau, durch eine Unvorsichtigkeit eines Bürgers namens Schäuble, bis auf die Kirche und das St. blasianische Amtshaus ab (stand am Ort des im Jahr 2003 abgebrannten Gasthauses „Krone“).
Das 17. Jahrhundert brachte viel Unheil mit sich. Die vielen schrecklichen Kriege, die Deutsche gegen Deutsche mit Hass wegen Religionsverschiedenheit führten, die durch den französischen Hof noch angefacht wurden, um das Haus Österreich zu stürzen, und Deutschlands Kraft zu schwächen, gaben diesem Jahrhundert das Aussehen. Kriege waren nicht die einzige Plage, ebenso herrschten die Pest, Hungersnöte und Teuerungen. Viele Städte lagen in Trümmern und ganze Strecken des Landes waren entvölkert.
Während des 30-jährigen Krieges, im Jahre 1634, drangen Streifzüge, zusammengestellt aus dem losesten Gesindel, gelockt von Mord- und Raubbegierde, nach Süddeutschland und zerstörten einzelne Höfe und ganze Ortschaften. Schönau wurde in jenem Jahr ganz abgebrannt, nichts blieb übrig, als die steinerne Kirche. Dabei gingen alle Schriften, Pfarrbücher, Freiheitsbriefe und Rechtsdokumente in Flammen auf. Dieses Elend dauerte bis in das Jahr 1639 an. Mit diesem Jahr fangen auch die noch ältesten vorliegenden Pfarrbücher an.
Im Französischen Krieg wurde der obere Teil Schönaus im Jahre 1677 bis an die Kirche in Brand gesetzt Die wütende Schar zog sich bald wieder zurück, erschien aber im folgenden Jahr 1678 abermals und verbrannte noch den übrigen unteren Teil Schönaus. Die Schwarzwälder stellten sich jedoch zur Gegenwehr und viele der Flüchtlinge wurden in den Engpässen erschlagen.
Eine sehr harte Zeit brachten die Jahre 1688 –1698 für Schönau, Wembach, Todtnau, Fröhnd und Wieden. Auf der Mühlmatt war ein Lager aufgeschlagen, in welchem sich das Fußvolk aufhielt. Die Reiter quartierten sich in den Bauernhöfen ein und betrugen sich auf eine, für Fremdestruppen unschickliche Weise. So sollen sie ihre Pferde in die Wohnstuben gestellt und die Einwohner in die Ställe getrieben haben.
Von Todtnauberg durch Muggenbrunn über Wieden, Multen bis Zell wurden auf den Höhen Verhaue gemacht, Schanzen aufgeworfen und Wachhäuser gebaut Schönau glich mehr einer Festung, von Wembach und Schönenbuchen aus mit Schanzen und Mauern verteidigt.
1786 bekam die Verfassung der Täler Schönau und Todtnau eine andere Gestalt. Die eigenen Rechte hörten so ziemlich auf, die österreichische Gesetzgebung wurde eingeführt. Diese wurde ausgeübt durch das Malefizgericht in schweren Fällen und das Frevelgericht in leichteren Vergehungen. In Schönau fand pro forma das mit 24 Schöffen besetzte kaiserliche Halsgericht statt, vielleicht ein Überbleibsel aus längst vergangenen Jahrhunderten, in denen der Beklagte von Standesgenossen abgeurteilt wurde. Die auf öffentlichem Platze unter der alten Gerichtslinde (die heute noch steht) vorgenommene Gerichtssitzung, war in ihrer Aufmachung und dramatischen Abwicklung von erschütternder Wirkung, bis das Armesünderglöcklein vom Turm den Delinquenten zum Richtblock rief und das Haupt fiel, der tote Körper auf ein Rad geflochten und als abschreckendes Beispiel einige Tage öffentlich zur Schau gestellt wurde. Die letzte Gerichtssitzung fand am 18. Oktober 1737 statt.
Im Jahre 1805 wurde Süddeutschland durch den Pressburger Frieden an den Kurfürsten von Baden abgetreten. Das Stift St. Blasien wurde aufgehoben, seine im Tal besessenen Güter wurden eingezogen und öffentlich versteigert, alle Rechte und Gefälle gingen an den Landesfürsten über. Die vorige Verfassung im Tal erlosch gänzlich, alle Rechte und Privilegien bis auf das Jagd- und Fischrecht hörten auf. 1809 wurde Schönau zur Stadt erhoben. Die alte Talvogtei Schönau wurde aufgehoben. Die äußeren Talbewohner wurden in neun Vogteien eingeteilt, als Aitern, Böllen, Fröhnd, Geschwend, Präg, Schönenberg, Utzenfeld, Tunau und Wembach. Wieden wurde getrennt und zu einer eigenen Pfarrei erhoben. Diese Aufteilung hat bis heute Bestand, außer, dass Geschwend und Präg zur Stadt Todtnau gehören. Eine ganz neue Gerichtsordnung und Geschäftsgang, geltend für das ganze Großherzogtum, wurde eingeführt und in Schönau ein großherzogliches Bezirksamt errichtet, das die Verwaltung des ganzen Bezirkes zu besorgen hane. Auch heute hat Schönau als einzige Gemeinde des oberen Wiesentals ein Amtsgericht. Seit 1972 gibt es den Gemeindeverwaltungsverband Schönau, an den die oben genannten Gemeinden angeschlossen sind.
Die Blüte des Bergbaues begann im 13. und dauerte bis ins 14. Jahrhundert. Nach 1500 mussten viele Bergleute auswandern oder sich umstellen. Besonders die Gemeinde Schönenberg war der Ort der Bergleute. Durch den Bergbau fanden auch die Erzeugnisse der Bauerngüter wie Fleisch, Fett, Käse, Butter und Häute guten Absatz. Nun hatte auch Fuhrleute, Karrer, Sanier und Schmiede ein gutes Auskommen. Der kostbare Hochaltar (1520) in der Kirche in Schönau ist wohl die letzte Frucht der reichen Zeit der Silbergrubenfunde. Die Gruben in Wieden und Aitern wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts wieder geöffnet, jedoch ohne bleibenden Erfolg. Guten Gewinn brachten von 1929 – 1973 die Grube St. Anton in Wieden und die Fabrikationsstätte Finstergrund in Utzenfeld. Dort wurde Flussspat abgebaut und das Werk in Utzenfeld verarbeitete das Material zu industriellen und chemischen Zwecken. Die Lieferungen gingen bis nach Amerika und Japan.
Die Ansiedlung der Baumwollspinnereien und Webereien brachten zusätzliche Verdienstquellen seit dem 18. Jahrhundert. Die bedeutendste unter ihnen war die internationale Firma Irisette.
Die Gründungszeit der Werke in Schönau war etwa 1840/41, 1900 wurden die Schönauer Werke zur Aktiengesellschaft und in Personalunion mit der Weberei Zell im Wiesental geführt. 1920 erfolgte die Fusion zur Firma Spinnerei und Webereien Zell-Schönau AG mit Firmensitz in Zell im Wiesental mit mehr als 1.500 Beschäftigten mit ca. 360 Webstühlen. Hergestellt wurden Bettwäsche und Tischwäsche der Marken „lrisette“ sowie Bekleidungsstoffe, Industriegewebe, Export-Damaststoffe, technische Gewebe und Garne. Die Firma hat die Produktion zum Jahresende 1993 eingestellt.
Die wirtschaftliche Entwicklung des oberen Wiesentals fand eine wesentliche Förderung durch die am 7. Juli 1889 eröffnete Bahnlinie Zell-Todtnau. Die Rentabilität der Bahn blieb jedoch durch die Entwicklung des Autoverkehrs, und trotz des wirtschaftlichen Aufstieges des oberen Wiesentals, hinter den Erwartungen zurück. Der Betrieb wurde zum Sommerfahrplan 1967 eingestellt.
Eine weitere Stabilisation der wirtschaftlichen Lage begann mit der Bürstenfabrikation. Am Anfang wurden die benötigten Hölzer in Heimarbeit gefertigt. Heutzutage wird diese Arbeit von Maschinen erledigt.
Quellen: “Geschichte der Pfarrei Schönau auf dem Schwarzwald” von Dekan Clemens Schaubinder (1834) – “Geschichte von Schönau“ Chronik von Geistl. Rat Eduard Böhler
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