Löffingen Flusskraftwerk Stallegg
Fürst Karl Egon III. zu Fürstenberg war 1891 auf der „Internationalen elektrotechnischen Ausstellung“ in Frankfurt am Main von einer Dynamomaschine derart begeistert, dass er beschloss, mit einem modernen Wasserkraftwerk die Energieprobleme der Donaueschinger Brauerei zu lösen und das Schloss in neuzeitlichem Licht erstrahlen zu lassen. Das Flusskraftwerk in der Wutachschlucht liegt südlich von Löffingen.
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Die Genehmigung zur Erstellung des Turbinenhauses und der 16 Meter hohen Talsperre sowie die Errichtung eines dazwischen liegenden 191 Meter langen Ausleitungskanals wurde von zwei Faktoren abhängig gemacht: Zum einen darf die dreieinhalb Kilometer flussabwärts liegende Sägemühle des Schattenmüllers nicht trocken gelegt werden und auch den Fischen soll eines Tages nicht die notwendige Wassermenge entzogen sein.
Im September 1895 wurde schließlich das heute älteste und unter Denkmalschutz stehende Flusskraftwerk in Betrieb genommen. Querelen mit dem „Bad Boll Fishing Club“ folgten, da die Staumauer neben dem Wasser auch die Fische zurückhielt. Schließlich rang man dem Fürsten das Versprechen ab, eine Fischtreppe an der Staumauer zu bauen und die Verluste der vergangenen Monate mit einer Entschädigung von 400 Mark auszugleichen. Durch den Einbau einer neuen Turbine konnte der Fürst den Wasserverbrauch beim „Stallegg“ drosseln und somit die Klage des Schattenmüllers über zu wenig Wasser abwenden.
Eigens zum Kaiserbesuch in Donaueschingen wurde der Donaueschinger Schlossgarten mit der angeblich ersten Glühbirne Deutschlands und dem Strom des Stallegger Flusskraftwerks beleuchtet. Infolge des erhöhten Stromverbrauchs wurde 1939 die Staumauer erhöht und 1940 die zweite Turbine eingebaut.
Für Abwechslung in der Einöde der Schlucht sorgten Schulklassen, die im Sommer zur Besichtigung anmarschierten. Dabei erhielten die Kinder auch praxisorientierten Unterricht, das heißt, sie durften auch mal den Strom „anfassen“. Der sogenannte „Elektrisierapparat“ war ein Generator zum Prüfen der Sicherungen, der ähnlich wie ein Dynamo funktionierte. Daran durften die Kinder auf Tuchfühlung mit dem Strom gehen, was sie nicht so schnell wieder vergaßen.
Mit der Stromproduktion hatte die im Obergeschoss des Turbinenhauses liegende Kneipe weniger zu tun, doch Anziehungspunkt war sie in jedem Fall, nicht nur für Wanderer, sondern auch für die Dorfjugend, die sich dort abends traf und in der Wirtschaft das Tanzen lernte.
Der „Elektrisierapparat“ wurde zur erheiternden Mutprobe der Tanzlustigen verwendet. „Da gab es schon vor dem Krieg Brause in allen Geschmacksrichtungen und wenn uns unsere Eltern am Sonntag 10 oder 20 Pfennige gaben, war unser Ziel sogleich die Wirtschaft im Stallegg“, erinnert sich Albert Ganter aus Göschweiler.
1979 verkaufte der Fürst das Flusskraftwerk im Paket mit den Elektrizätswerken an das Kraftwerk Laufenburg. Das legte das Kraftwerk jahrzehntelang still. Ein Investor erwarb schließlich das Kraftwerk und machte Nägel mit Köpfen, restaurierte die Anlage. Im Jahr 2000 ging das Flusskraftwerk Stallegg wieder ans Netz, später wurde es erneut verkauft. Heute produziert das Kraftwerk etwa 2,1 Millionen Kilowattstunden pro Jahr für die NaturEnergie AG. Das Flusskraftwerk ist öffentlich nicht zugänglich. Doch unmittelbar davor führt der Querweg Freiburg-Bodensee und der Schluchtensteig vorbei. In der Nähe stehen die Stallegger Tanne und die Ruine der ehemalige Burg Stallegg.
Zugang: Mitten in der wildromantischen Wutachschlucht unterhalb von Göschweiler (Löffingen), Fahrstraße Stallegger Weg, gegenüber „Gasthaus Hirschen“ am Jockelshof vorbei oder im Ort in Richtung Schießstand. Der Wutachschlucht-Wanderweg von Rötenbach zur Schattenmühle führt an dem Kraftwerk vorbei.
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