Bernau Ski-Köpfer
Ein Jahrhundert ist es her, als Prinz Max von Baden das Ehrendiplom an den Bernauer Ernst Köpfer verlieh und ihn zum Hoflieferanten machte. Der Schwarzwälder war mit seinen „gesetzlich geschützten“ Skiern der „Marke Feldberg“ auf der bislang einzigen Internationalen Wintersportausstellung Deutschlands – 1909 und 1910 in Triberg. Das private Ski-Köpfer-Museum in Bernau ist sehenswert.
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„Sie fand unter dem Protektorat seiner Großherzoglichen Hoheit statt“, erinnert Köpfers Enkel, Walter Strohmeier. Zum selben Zeitpunkt und am gleichen Ort wurde übrigens dem Schollacher Robert Winterhalter für seine Erfindung des ersten Skiliftes der Welt die Goldmedaille verliehen.
Beide Hochschwarzwälder – Pioniere des Wintersports – sind unvergessen. Im Februar 2010 erinnerte der Südwestrundfunk in Kooperation mit dem Schwarzwälder Tourismusverband auf der Krunkelbachhütte bei Bernau an den legendären „Ski-Köpfer“. Anlass war die TV-Serie „Die Fallers – eine Schwarzwaldfamilie“.
Köpfer hatte mit seiner Erfindung, der lenkbaren Achsenbindung, maßgeblich am Skiboom im Schwarzwald beigetragen. Die Technik mag sich weiter entwickelt haben, aber seine Erfindung ist bis heute gültig.
In 15 Jahren wurden 600 Folgen ausgestrahlt. Auf der internationalen Tourismusmesse in Stuttgart wurde für das Event, das „1. Fallers-Erlebnis-Wochenende“ auf der Hütte unterm Herzogenhorn kräftig die Werbetrommel gerührt, begleitet von Werbeeinspielungen im Fernsehen.
„Tausende haben am Preisrätsel teilgenommen“, berichtet Walter Strohmeier, „aber nur 30 konnten als Gewinner ermittelt werden. „Diese 30 sind zu einem Wochenende nach Bernau eingeladen, zusammen mit Stars aus den „Fallers“. „Wer genau kommen wird, das ist noch ein großes Geheimnis.“ Doch mit dabei wird der berühmte „Ski-Köpfer“ bzw. dessen Enkel in der Gestalt seines Großvaters sein, in der Original-Bekleidung von 1952 und auf den Original-Skiern.
Der stolze Enkel hält das Erbe seines berühmten Opas bis heute in Ehren. Dazu hat er in seinem Haus eigens ein privates Skimuseum eingerichtet, das sich ganz dem Vermächtnis des Ski-Köpfers widmet. Das Museum ist voll gestopft mit Exponaten. Dicht an dicht stehen Skier der „Marke Feldberg“, zeugen Skibindungen vom Tüftelgeist der Schwarzwälder, vermitteln vergilbte Fotografien aus der Pionierzeit des heimischen Skisports einen Eindruck jener Zeit. Medaillen, Bekleidung, Werkzeug und ein großes Literaturarchiv, liebevoll arrangiert, vervollständigen das umfassende Archiv.
Wer Walter Strohmeier auf seinen Großvater anspricht, der sollte viel Zeit mitbringen, wenn er über die spannende, allererste Begegnung Köpfers mit den Skibrettern erzählt. Den „Fallers“ und ihren Gäste auf der Krunkelbachhütte wird es nicht anders ergehen. Damals im Jahr 1890 war der Schulbub Ernst Köpfer im Dorf unterwegs, als er beim „Gasthaus Schwanen“ eine Gruppe Norweger mit merkwürdigen langen Brettern sah. Die Skier faszinierten den Zwölfjährigen so sehr, dass er spontan beschloss, es selbst einmal auszuprobieren. Im Jahr darauf war er bereits tatkräftiger Fürsprecher der Gründung des Ski-Clubs Todtnau, des ersten noch bestehenden Skiclubs Deutschlands
1892 widmete sich die väterliche Firma „Karl Köpfer Söhne“ zur „Ersten und Ältesten Schwarzwälder Holzwaren-Fabrikation…“ mit Schwerpunkt Skier. In 60 Jahren fertigte das Familienunternehmen rund 10.000 Paar Ski, ab 1906 unter dem geschützten Namen „Marke Feldberg“. Bis heute weckt der Name Köpfers bei Wintersportlern Erinnerungen. Erst vor zwei Jahren wurde in Japan die Skischule „Nagai – Ski-Köpfer“ gegründet. Als Ehrengast war auch Köpfer-Enkel Strohmeier dabei. Mit im Gepäck hatte er Grußworte vom Vize-Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees und Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, von Bundesminister Wolfgang Schäuble, dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium und zahllosen Prominenten. Übrigens, am 23. Februar jährt sich der 132. Geburtstag des Ski-Köpfers.
Das Ski-Köpfer-Museum in Bernau, Kaiserhausstraße 27, kann nur nach vorheriger Anmeldung mit dem Köpfer-Enkel Walter Strohmeier besichtigt werden. Der Eintritt ist gratis. Telefon 07675 – 160025 (Büro) sowie 07675 – 1088 (privat).
Ernst Köpfer – Der Ski-Köpfer
1878 Ernst Köpfer, einer der ersten “Schwarzwälder Skipioniere” wird in Bernau am 23.02.1878 geboren.
1890 Norweger zeigen ihre Skifertigkeiten. Ernst Köpfer sieht hier erstmals Skier und wird angeregt es selbst zu probieren.
1891 / 92 Der Ski-Köpfer ist tatkräftiger Fürsprecher der Gründung des Ski-Clubs Todtnau.
1892 Die Firma Karl Köpfer Söhne, [Erste und Älteste Schwarzwälder Holzwaren-Fabrikation …, Abt. B: Fabrikation kompletter Skier seit 1892 während der Saison], Skifabrik in Bernau, entwickelt und fertigt als eine der ersten in Mitteleuropa Skier in Serienproduktion. In ca. 60 Jahren entstehen ca. 10.000 Paar Ski, ab 1906 unter dem geschützten Namen “Marke Feldberg”.
1900 Ernst Köpfer ist nicht nur Skifabrikant, sondern selbst aktiver Skiläufer und ein in vielen Schwarzwaldorten sehr gefragter Skikursleiter. Nach Berichten der Tochter Anna steht Ernst Köpfer mit vielen Skipionieren in Kontakt, Briefwechsel auch mit dem berühmten norwegischen Skipionier Fridjof Nansen ( „Auf Schneeschuhen durch Grönland”). Köpfer selbst verweist zudem 1953 in einem selbstverfassten handschriftlichen Gesprächsprotokoll auf seine persönliche Bekanntschaft mit Kohlhepp, Paulcke und Offermann.
1906 Ernst Köpfer beantragt am 05.02.1906 beim Kaiserlichen Patentamt des Deutschen Reiches in Berlin Patentschutz für seine Skier der “Marke Feldberg”. Am 20.03.1906 wird für die Firma Karl Köpfer Söhne der Eintrag unter der Nr. 86119 in die Zeichenrolle vollzogen.
1908 Am 20.02.1908 folgt unter der Nr. 331042/77b ein weiterer Eintrag beim Patentamt in Berlin. “Ski mit Köpfer´s lenkbarer Achsbindung”1909 Unter dem Protektorat des Prinzen Max von Baden findet im Winter
1909 / 10 in Triberg findet die internationale Wintersportausstellung statt, an der der Skifabrikant Ernst Köpfer mit seinen patentierten Skiprodukten beteiligt ist, was ihm höchste Anerkennung und ein Ehrendiplom des Prinzen einträgt.
1913 Die „Steinekrätz–Schutzhütte” auf dem Kaiserberg in Bernau, von Ernst Köpfer erbaut, wird der Öffentlichkeit übergeben.
1924 Ernst Köpfer ist Ideengeber und Initiator der Gründung der Ski-Zunft Bernau.
1940 Im Alter von 62 Jahren legt Ernst Köpfer mit Erfolg die Prüfung zum Staatlichen Skisportwart ab.
1952 Ernst Köpfer wird mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Skiverbandes geehrt.
1953 In einem Interview bestätigt Köpfer seine frühe Bekanntschaft mit führenden Vertretern der deutschen und mitteleuropäischen Skigilde. Zu seinem Bekanntenkreis zählten Rosa Bauer vom „Feldberger Hof”, eine der ersten deutschen Skiläuferinnen, der Vater des Schwarzwälder Skilaufs, Prof. Fritz Kohlhepp, der 1. Vorsitzende des Deutschen Skiverbandes, Dr. Wilhelm Offermann, und der Initiator der Gründung des DSV, Prof. Wilhelm Paulcke.
Anlässlich seines 75. Geburtstages übernimmt Ernst Köpfer privat die gesamten Kosten für den Druck eines „Ski- und Volksliederbuches”. Das Büchlein enthält Liedgut aus seiner Feder, aber auch Melodien und Liedtexte der bekannten Skifunktionäre Dr. Ernst Baader, u.a. deutscher Vertreter in der Führung des Mitteleuropäischen Skiverbandes bis 1913, und Paul Dinkellacker, der Präsident des DSV von 1922 – 1926 und 1930 – 1933. Beide zählten ebenfalls zum Bekanntenkreis von Ernst Köpfer. Der Verkaufserlös sollte dem Bau eines neuen Skidomizils am Kaiserberg in Bernau zugute kommen.
1954 Als sechsundsiebzigjähriger nimmt er noch an einem Skilanglaufwettkampf über 8km teil und absolviert die Strecke in 57 Minuten. Insgesamt 40 Siege errang der Ski-Köpfer Zeit seines Lebens
Der Ski-Köpfer konnte für sich 40 Siege verzeichnen und erkannte bereits um die Jahrhundertwende die Bedeutung des Skisports für Mitteleuropa.
1954 verstirbt Ernst Köpfer. Wenige Tage vor seinem Todestag am 01.05.54 hinterließ er als Vermächtnis den Wunsch, dass der Skilauf im Schwarzwald immer eine Heimat haben und Deutschland eine führende Skination in Europa werden möge.
2004 Das Firmenarchiv Köpfer wird an das Bernauer Gemeindearchiv übergeben und zuvor einer wissenschaftlichen Erschließung zugeführt. Die Expertise ergibt, dass insbesondere die fast lückenlos erhaltene Geschäftskorrespondenz ab 1876 von außerordentlicher überregionaler wirtschaftshistorischer Bedeutung ist.Die hier aufgeführten Angaben wurden nach Prüfung der Orginalquellen auf Echtheit und Authentizität in fach- und wissenschaftlicher Zusammenarbeit vom Institut für Sportgeschichte BW, vom Skiverband Schwarzwald und vom Deutschen Skiverband schriftlich bestätigt.
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