Sankt Georgen Brigachquelle
Eine der beiden Donauquellen entspringt im Keller eines Schwarzwaldhofes bei Sankt Georgen im Schwarzwald. Mit seinen 52 Hektar Wald und Wiesen zählt er zu den größten Höfen der Region. Vor über 450 Jahren gebaut, mehrmals umgebaut und modernisiert, ist er heute das Zuhause von Beate und Hansjörg Heinzmann und ihren vier Kindern.
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Den genauen Standort ihres Hofes können sie leicht in jedem Weltatlas ausfindig machen: Denn im Keller des Hirzbauernhofes entspringt die Brigach, einer der beiden Quellflüsse des zweitgrößten Stromes Europas, die Donau. Dank dieses Umstandes bekommen die Heizmanns wohl auch mehr Besuch als andere.
Eine Fünf-Tage-Woche oder gar einen Acht-Stunden-Tag , Errungenschaften unserer Zeit, sind auf dem Hirzbauernhof noch immer unbekannt.
Aber dennoch möchten Beate und Hansjörg Heinzmann mit niemandem tauschen. Morgens um sechs Uhr aufstehen und oft noch lange nach 20 Uhr Arbeit verrichten, während der Erntezeit nicht selten bis zur Dämmerung, das ist zwar die eine Seite, aber alle Mühe wird durch die Gewissheit, frei und unabhängig zu sein, entschädigt.
Dass ihr Zuhause etwas Besonderes darstellt, das bekommen die Heinzmanns meist an Wochenenden zu spüren, wenn Touristen von St. Georgen Richtung Furtwangen fahren und das Hinweisschild zur Brigachquelle entdecken. Der kleine Parkplatz an der landesstraße 175 kann dann schon mal überfüllt sein, wenn die Ausflügler die 100 Meter hinab zu den beiden Teichen schlendern.
Der kleinere liegt direkt vor dem mächtigen Bauernhof, was an und für sich nichts Besonderes wäre, würde nicht eine Tafel auf den bescheiden eingefassten Quelltopf hinweisen. Man mag es kaum glauben, dass hier in einer noch intakten Schwarzwaldlandschaft und ohne Kiosk, Souvenirladen und Touristencafé einer der beiden Donauquellflüsse entspringt.
Die Idylle ist echt und unverfälscht und sie gehört dem Hirzbauern persönlich. Er und seine Familie haben kein Interesse daran, einen Touristenrummel zu veranstalten, zu sehr sind sie mit ihrer Forst- und Landwirtschaft verbunden. Doch wie fast alle Höhenlandwirte bieten auch sie “Ferien auf dem Bauernhof”.
“Die Urlauber kommen weniger wegen der Quelle als vielmehr, um Ruhe zu finden”, beschreibt der Bauer seine Gäste, deren Autokennzeichen vorrangig auf Städte in Nordrhein-Westfalen oder dem Saarland sowie auf Berlin verweisen. “Es sind meist Familien mit Kindern, die hierher kommen”, sagt Beate Heinzmann. Doch während die Eltern lieber durch die Wälder streifen, sind die Kinder kaum zum Fortgehen zu bewegen. Kunststück, denn der obere Weiher wird als Badeparadies und Abenteuerspielplatz genutzt. Für die kleinen Schwarzwaldpiraten hat der Hirzbauer sogar ein Floß gebaut. Und dann sind da noch die Tiere: 70 Stück an der Zahl, die meisten die typischen Schwarzwälder Vorderwälderrinder (“Die kommen mit dem rauhen Klima besser zurecht und sind robuster!”), aber schließlich gibt es hier auch Ponys, Hasen und Kälber.
Seit 1992 werden auf dem Hof Ferienwohnungen vermietet. “Als Bauer braucht man heute ein zweites Standbein.” Manchmal erfahren die Gäste erst beim Inspizieren der Umgebung von der geografischen Eigenart. Wer kann schon zu Hause sagen, auf der Brigachquelle geurlaubt zu haben? Spätestens jetzt taucht die Frage auf, wo denn die “richtige” Quelle sei? “Natürlich im Keller”, wird der Hirzbauer energisch, deutet auf das Gewölbe und lächelt verschmitzt. Um die Jahrhundertwende muss es wohl gewesen sein, erzählt Hansjörg Heinzmann, da überlegte Großvater Johann Georg, die sprudelnde Quelle aus dem Keller zu verbannen,zumal das Wasser “schon seit mindestens 200 Jahren nicht mehr genutzt wurde”, denn für die Hausversorgung wurden oberhalb des Hofes liegende Trinkwasserbrunnen genutzt.
Weil der Keller besser genutzt werden sollte, grub er Drainagen nach draußen. Vor die Quellfassung wurde ein eigenartiger Sandstein mit figürlichen Darstellungen gesetzt. Der Stein war bei Arbeiten am Rauchkammergewölbe gefunden worden und stellt ein “kelto-römisches” Dreigötterrelief” dar. Das Original befindet sich heute im St.Georgener Heimatmuseum; an der Quelle selbst erzählt nur noch eine Nachbildung von der uralten Geschichte.
Manchmal packt es den Hirzbauern allerdings doch und er überlegt, “die richtige Quelle” für Touristen wieder zugänglich zu machen. Wenn da nicht ein ohnehin strapaziöser Arbeitsalltag als Höhenlandwirt wäre…
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