Nordrach
Nordrach liegt 255 bis 878 Meter über dem Meeresspiegel, denn es ist von bewaldeten Bergen umgeben, die eine Gipfelhöhe zwischen 615 und 878 Metern haben. Die Gemarkungsfläche von insgesamt 3775 Hektar besteht zu etwa 80 Prozent aus Wald. Nordrach in der Ferienregion Kinzigtal gehört zum Ortenaukreis (Ortenau).
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Der staatlich anerkannte Luftkurort wird zunehmend mehr als Ferienort genutzt, wofür neben dem Hotel auch Pensionen, Gasthöfe, Ferienwohnungen und Fremdenzimmer in großer Anzahl zur Verfügung stehen. Ebenso sind “Ferien auf dem Bauernhof” möglich. Als Erholungseinrichtungen bietet die Gemeinde den Kur- und Feriengästen, aber auch Einheimischen unter anderem 360 Kilometer beschilderte Wanderwege, eine Wassertretstelle, ein solarbeheiztes Freibad, Kurpark und Minigolfanlage, Spielplätze, Sportplatz und Tennisplätze.
Wie ein kleines Münster erhebt sich die reichgegliederte neugotische Pfarrkirche St. Ulrich mit ihrem 63 Meter hohen Turm: Der Stolz der Gemeinde, die überwiegend katholisch ist. Die 1904/05 erbaute Kirche ist nicht wie üblich geostet, sondern -bedingt durch den Flußlauf im engen Tal- nach Nordosten gerichtet. Im linken Seitenschiff steht in der gewölbten Taufkapelle das älteste Stück der Kirche: Der Taufstein aus dem Jahre 1618, der noch aus der alten Kirche stammt. Je sechs Säulen aus rotem Sandstein teilen den 40,8 Meter langen, 17,2 Meter breiten und 17 Meter hohen Raum.
Die je neun Fenster der Seitenschiffe und die je acht Fenster im oberen Teil des Langhauses lassen genug Licht einfallen, obwohl sie alle bemalt sind. Sie stellen Szenen aus dem Leben der “14 Nothelfer” dar,- bei den meisten Fenstern ist auch der Name des Stifters verewigt. Der Hochaltar, der 1905 geschnitzt und bemalt wurde, veranschaulicht mit den Szenen des “Schmerzhaften Rosenkranzes” das Erlösungswerk. Sehenswert sind auch die Kanzel mit den Darstellungen der vier Evangelisten und dem lehrenden Christus, die elsässische Roethinger-Orgel mit 27 Registern, der Pieta- Altar im hinteren Bereich der Kirche und die zwölf lebensgroßen Figuren im Langhaus, die die Apostel mit ihren Attributen darstellen. Das Glockengeläute besteht aus sechs Glocken.
An der Nordseite der Kirche steht das “Käshammersche Kreuz”, das im Jahre 1784 von einem früheren Bewohner der Nordracher Höhenhöfe namens Johannes Käshammer gestiftet wurde. Auch der gepflegte Friedhof mit der erneuerten Einsegnungshalle befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Gotteshaus. Neu auf dieser schön angelegten “Visitenkarte des Dorfes” ist der obere Schöpfbrunnen, den ein Sandstein-findling -mit eingehauenem Gemeindewappen- ziert.
Puppen- und Spielzeugmuseum in Nordrach. Mehr als 3500 Puppen sind nach Themen geordnet – und vermitteln sehr viel Brauchtum. Öffnungszeiten: 1. Juli bis 15. September, ansonsten samstags und sonntags sowie an den Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr.
Im Kurgartengebiet zwischen Kirche und Talbach befinden sich die Ehrenmale für die Gefallenen des 1870/71-er-Krieges sowie der beiden Weltkriege. Auf der anderen Straßenseite -der Pfarrkirche gegenüber- stehen weitere der Pfarrgemeinde gehörende Gebäude. Das ältere (Sandstein-) Haus wird als Pfarrhaus genutzt.
Daneben nur durch den Schanzbach und eine Wiese getrennt, wurde das harmonisch in die Landschaft passsende Pfarrheim St. Marien erbaut. Direkt dahinter und im gleichen Stil entstand im Jahre 1983 der Neubau des Kindergartens, der ebenfalls in kirchlicher Trägerschaft ist. Unweit davon, auch im Schanzbach-Gebiet, hat sich die kleine evangelische Gemeinde des Dorfes ihr Gotteshaus erbaut. Die 1979 eingeweihte Kapelle ist zu einem Großteil in das anstehende Hanggelände hineingebaut. Sie wirkt zur Talseite hin eingeschossig, wobei die Holz-Stulpschalung des Dachgesimses im Eingangsbereich und die Glockenstube dominieren.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Nordrach nicht nur die katholische Pfarrkirche, sondern auch beide noch erhaltene katholische Kapellen des Nordrachtals erbaut bzw. neu aufgebaut. Der Überlieferung zufolge soll auf dem Mühlstein ein heidnisches Heiligtum gestanden haben, das in eine Marienkapelle umgebaut und im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Aus den Resten wurde 1725 das Glaserkirchlein bei der Glasfabrik für die weit vom Dorf siedelnden Bauern und Arbeiter errichtet. 1904 wurde die heutige Kapelle in der Kolonie gebaut, die dem heiligen Nepomuk geweiht ist. Während der Grundstein die Jahreszahl 1904 trägt, weist der über dem Eingang der neuen Kapelle angebrachte Türsturz die Jahreszahl 1776 aus, denn die aus den Resten der ehemaligen Mühlsteinkapelle errichtete Glaserkirche wurde 1776 -mit der Fabrikanlage- in Tal verlegt, also neu aufgebaut. Auf den Fundamenten dieser Kapelle entstand im Jahre 1904 der Neubau der heutigen Kapelle. Die 1978/80 gründlich renovierte Kapelle erhielt bei dieser Gelegenheit ein ausdrucksstarkes Deckengemälde: Die Aufnahme St. Mariens in den Himmel. Aus einer unscheinbaren Kapelle war -auch durch die gelungene Altarrenovierung- ein sehenswertes Barockkirchlein geworden. In Erfüllung eines Gelübdes erbaute der Vogtswirt Josef Erdrich mit seiner Ehefrau in den Jahren 1902/03 beim Mühlstein-Hof eine neue Kapelle zu Ehren des Bauernheiligen St. Wendelin.
Schon seit 1930 verfügt Nordrach über einen Kurpark im Ortskern, zu dem auch ein Musikpavillon und eine Minigolfanlage gehören. Eine weitere Erholungseinrichtung gibt es am Schanzbach – mit Pavillon, Wassertretstelle und einem Teich, in dem Fische gehalten werden. Am Ortseingang fällt die Begrüßungsanlage mit ihrem kunstvollen Kuh-Brunnen auf, der auf die Bedeutung der Landwirtschaft im Nordrachtal hinweisen soll und zum 850-jährigen Ortsjubiläum errichtet wurde.
Hier lohnt sich auch die nähere Betrachtung der Maile-Gießler-Mühle, die der örtliche Schwarzwaldverein nach dreijähriger Eigenarbeit zu einem funktionstüchtigen Schmuckstück für das Dorf hergerichtet hat. Zu vorher bekanntgegebenen Zeiten werden regelmäßig Besichtigungen der Mühle durchgeführt.
Von der Mühle aus gelangt man -an der Winkelwaldklinik vorbei- zum “Mailes Eckle”, von wo aus man den besten Überblick auf das Dorf genießen kann. Wer nicht viel steigen möchte, kann von der Mühle aus zur Wasserrad-Anlage beim Michelbach spazieren. Bei dem 1975 vom bereits verstorbenen Zimmermeister Arnold Fehrenbacher geschaffenen Wasserrad befinden sich auch zwei Forellenteiche.
Von hier aus ist es auch nicht mehr weit bis zum Judenfriedhof, einer weiteren Besonderheit der Gemeinde. Auf diesem, außerhalb des Dorfes gelegenen Friedhof wurden seit 1907 Juden beerdigt, zumeist Patienten der ehemaligen Rothschildstiftung, die dieses Grundstück zur Anlegung eines Friedhofs käuflich erworben hatte. Während des Nazi-Terrors in Deutschland wurden zwar einige Grabsteine zerstört bzw. beschädigt, doch blieb der Friedhof gut erhalten und wird heute noch -im Auftrag der jüdischen Gemeinde Karlsruhe gepflegt. Die erhaltenen Grabsteine sind noch gut lesbar. Sie fallen dadurch auf, daß sie meist jüdische Schriftzeichen tragen,- nur Name, Lebensdaten und Geburtsort sind in lateinischer Schrift eingraviert. Das letzte Begräbnis auf diesem Friedhof fand 1977 statt. Bei der Verstorbenen handelt es sich um die Tochter des früheren Verwalters des Rothschild-Hauses. Sie war nach Indien ausgewandert, später zurückgekehrt und wollte “in heimischer Erde begraben” sein.
Sehenswert ist auch der Mühlstein. Die waldreiche Anhöhe besitzt sozusagen für jeden etwas: Der Geschichtsinteressent sieht hier den Sitz des früheren Vogts, der Wanderer liebt die von hier ausgehende herrlichen Wanderwege und den gemütlichen Rastplatz im Höhenwirtshaus innerhalb des alten Vogtshofs (mit Bildern des Vogts und seiner Nachfolger), der stille Beter schätzt die Ruhe in der alten St. Wendelins-Kapelle und der “Autowanderer” die Möglichkeit, sich zum deftigen Bauernvesper unter die frohen Wanderer zu mischen, ohne selbst etwas dafür getan zu haben (da man mit dem Auto bis fast vor die Tür der Höhengasthauses fahren kann!). Wer hierhin kommt, interessiert sich aber auch für die berühmte Vogtstochter Magdalene, deren Schicksal im bekannten Hansjakob-Roman “Der Vogt auf Mühlstein” beschrieben wird. Sie wurde von ihrem Vater, dem mächtigen Vogt Anton Muser, zur Hochzeit mit einem reichen, älteren Bauern (der bereits Witwer war) gezwungen, obwohl sie einen jungen Handwerksgesellen liebte. Nicht einmal zwei Monate nach der Hochzeit starb sie vor Kummer über das ihr zugefügte Leid. Ihr Grab auf dem Zeller Friedhof ist heute noch (200 Jahre nach ihrem Tode!) zu besuchen. Diese mitleiderregende wahre Geschichte wird hier oben auf dem Mühlstein natürlich schnell wieder lebendig.
Wandert man vom Mühlstein aus in nördlicher Richtung weiter, kommt man auf der Höhe zwischen dem Nordrach- und dem Harmersbachtal zur “Heidenkirche”, einem beeindruckenden Komplex von Sandsteinblöcken, die in verschiedener Größe gegen den Osthang anstehen und die Phantasie der Menschen immer schon angeregt haben. So hat jeder große Stein seinen Namen, wie z.B. “Schiff”, “Kapelle”, “Kanzel”, “Haus”, oder “Tanzplatz”. Ob aber hier wirkich einmal eine heidnische Opferstätte für Menschen- und Tieropfer war, wie der Name vemuten läßt, ist historisch nicht bewiesen.
Weitere schöne und große Felsformationen sind übrigens der Rabenfelsen im Moosbachtal, der Glasfelsen im hinteren Moosbach, der Katzenstein oberhalb des Dorfes und der Fuchsfelsen im Moosgebiet. Eine beachtenswerte Naturerscheinung ist die Sandquelle im Bärhag: In einem kreisrunden Quelltopf sprudelt das Wasser nach oben und führt dabei Sand mit sich; dadurch bilden sich im Wasser kleine Sandfontänen. Zu den “Naturdenkmälern” des Nordrachtals gehört wegen ihrer Einzigartigkeit auch die “Königin des Waldes” im oberen Glasbachgebiet.
Auf dem Weg zu den einstigen Höhenhöfen auf dem Schäfersfeld durchstreift man bereits das bekannte Moos-Gebiet, das vor allem Renchtal und Kinzigtal voneinander trennt. Diese Sandsteinhochfläche ist stark bewaldet und wird von zahlreichen klaren Quellbächen durchflossen. Hier ließ das Gengenbacher Kloster damals Höhenhöfe ansiedeln, an die heute -z.B. beim Schäfersfeld, auf dem nachweisbar drei Höfe standen – noch Hofeinfahrten, Zisternen, Brandweiher und ein Steinwall erinnern, der wahrscheinlich als Umfriedung eines Weiseplatzes diente.
Auf dem Weg zu den höchsten Erhebungen des Moosgebiets, dem 871 Meter hohen Mooskopf (eigentlich Geisschleifkopf) und dem 878 Meter hohen Siedigkopf, darf man dem “Moospfaff” nicht begegnen, einer Sagengestalt, die vorbeikommende Leute zu erschrecken oder in die Irre zu führen versucht.- Bevor man aber zum Moosturm kommt, der den Mooskopf krönt, stößt man auf ein Denkmal, das an den Dichter Grimmelshausen erinnert. Der Titelheld seines abenteuerlichen “Simplizissimus”-Romans lebte während des Dreißigjährigen Krieges eine zeitland hier oben in der Moos und beschreibt die herrliche Aussicht. Der bei allen Wanderern beliebte Aussichtsturm auf dem Mooskopf wurde 1890 nach nur zweimonatiger Bauzeit eingeweiht.
Vorbei am Walderholungsplatz Hilseck (mit Grillstelle, Brunnenanlage, Spielplatz und Schutzhütte), in dessen unmittelbarer Umgebung einst der “Hilshof” gestanden hat (man erkennt noch deutliche Grundmauern), gelangt man in das Gebiet eines weiteren früheren Höhenhofs bei der Kornebene. Auf dieser bekanntesten Paßhöhe zwischen dem Haigerach- und dem Nordrachtal sollen früher einmal wogende Kornfelder gewesen sein. Die Kornebene ist für Wanderer, die hier von allen Seiten herfinden, ein beliebter Sammelpunkt. Ein Brunnen, ein Spielplatz und vor allem die bewirtete Naturfreundehütte sind Anziehungspunkte für jung und alt. Wer auf einer “Rund-um-Nordrach-Tour” (vom Mühlstein über Heidenkirche, Schäfersfeld und Moosturm zur Kornebene) hier angekommen ist, kann sich nun entscheiden, ob er gleich zum Waldparkplatz Moosbach (mit Brunnen und Sitzgruppen) absteigen oder auf dem Kamm weiter zum Haseneck und dann durchs Ernsbachtal nach Nordrach wandern will.
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