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Wandern ist der Hit

Statt Malle gibt's Schwarzwald

In der Corona-Krise kamen viele auf den Geschmack. Denn wenn nichts anderes mehr geht, dann geht man eben. Durch Wald und Wiesen zu wandern wird zum wiederentdeckten Klassiker. Es ist sogar zum Urlaubshit in den beiden Kriesenjahren geworden. Der Schwarzwald bietet sich als Wandergebiet par excellence an. Er ist so reich an Natur, Kultur und Abwechslung, das ist einfach grandios. Obwohl ich selbst gerne mal ins Ausland reise, doch weshalb Leute Jahr für Jahr ins Flugzeug steigen, um auf Malle zu wandern oder zu radeln und die Resourcen im eigenen Land nicht mal ansatzweise kennen, das habe ich noch nie verstanden.

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Das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes erwartete, dass sich der Binnentourismus deutlich früher erholt als der internationale Tourismus. "Da fällt natürlich auch das Wandern drunter", sagt der Sprecher des Wanderverbandes, Jens Kuhr. Schon allein deshalb könne man davon ausgehen, dass die Zahl der Wanderer in Deutschland im Sommer zunehmen werde. Schon jetzt, also vor der eigentlichen Urlaubssaison, spricht einiges dafür, dass das Wandern eine Renaissance erlebt. Ich bin ja schon von Berufswegen im Schwarzwald unterwegs, aber seit einiger Zeit treffe ich sogar auf den entlegendsten Pfaden auf immer mehr luftschnappende Ausflügler. Mit Schnürstiefeln und Rucksäcken ausgestattet, entdecken immer mehr die Schönheiten des Schwarzwaldes. Darunter sind immer mehr Leute, die zuvor nicht umbedingt auf den Pfaden anzutreffen waren. Der Deutsche Wanderverband sieht es ähnlich und spricht sogar von "massiven Steigerungen". Dabei gibt es gar keine offiziellen bundesweiten Statistiken. Experten schätzen sogar eine Verdoppelung an Wandersleuten.

Aber können Wald und Weg den augenscheinlichen Wander-Boom überhaupt verkraften? Oder wird es in Wald und Flur allmählich nicht zu voll? "Das ist doch Unsinn", meint Manuel Andrack. Dabei freut er sich total, wenn mehr Menschen unterwegs sind. Das sieht der Wanderverband ebenso und ergänzt, in Deutschland gebe es selbst in Corona-Zeiten genug Wege, auf denen alle den ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten könnten. Dabei regt er an, Tageszeiten auszuprobieren, an denen nicht unbedingt jeder Wanderziele ansteuert. Wer ins Freie will, muss natürlich die gesetzlichen Regelungen zur Eindämmung der Pandemie einhalten und "sich vor Ort erkundigen, was erlaubt ist und was nicht."

Selbst die Naturschützer sehen grundsätzlich keine Probleme durch einen möglichen Anstieg der Wandererzahl. "Wir sind froh um jeden Menschen, der sich für die Natur interessiert und sie zu schätzen weiß", sagt die Bund-Expertin für Waldpolitik, Nicola Uhde. Rehe und andere Wildtiere seien flexibel - die könnten sich problemlos an mehr Menschen auf einem Weg gewöhnen. In den Regionen, in denen beispielsweise sensible Vögel brüten, sollten die Wanderer allerdings gelenkt werden. Doch das sei unabhängig von Corona bereits Usus. Die allgemein verbreitete Meinung, "wir dürfen nicht in die Natur, daran geht sie kaputt", bezeichnete Uhde als reines Märchen. Wenn die Wälder derzeit Probleme hätten, so liege das zumeist an einer zu intensiven Forstwirtschaft und am Klimawandel beziehungsweise der Trockenheit.

Aus Sicht von Wanderverbandssprecher Jens Kuhr kann die Bewegung in der Natur den für viele sehr grauen Corona-Alltag etwas bunter machen. Es muss also überhaupt nicht Mallorca, Bali oder die Kreuzfahrt sein.

Franz-Josef H. Andorf
(Bilder: Stefanie Heinze)

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